Willi Kemper. Realistische Gemälde. 1974-1980
Kemper beginnt 1974 mit einem strengen Realismus. Seine Bildformen wirken unprätenziös, einfach, der Bildaufbau ist gut
komponiert und alle Bildteile sind genau beobachtet. Die Bilder reflektieren ein Stück Lebensraum der siebzigerer Jahre. Kemper zieht den Betrachter in seine Bilder hinein, er lässt ihn die
Position des Sehenden einnehmen. Dadurch wird er Teil des Bildraums.
![Neue Heimat, 1974, Acryl, 125/85 cm, Museum Ostwall Dortmund](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=358x10000:format=jpg/path/s77ce7ed5fb9c7c30/image/i90d68bfa4ba01ea3/version/1704834104/image.jpg)
![Wachstum II, 1978, Acryl auf Leinwand auf Hartfaser, 90/90 cm, © Städtische Galerie Wolfsburg, Fotograf: Ali Altschaffel](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=416x10000:format=jpg/path/s77ce7ed5fb9c7c30/image/i966d96d8e6b95024/version/1705920606/image.jpg)
Kemper zeigt in seinen realistischen Bildern oft eine Welt ohne Natur. Sie
ist brutal zubetoniert und die Menschen agieren innerhalb geschlossener
Riesenblöcke. In diesem Bild steht der Bauarbeiter (in der Statur des
Künstlers) in großer Höhe und schaut auf eine zugebaute Welt.
![Wartezone-oder-Das Glück der Paragrafen, 1979, Ölfarbe auf Pressholz, 70/180 cm, Museum Ostwall im Dortmunder U](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=569x10000:format=jpg/path/s77ce7ed5fb9c7c30/image/i8e76f6c18bb7fbbd/version/1704818082/image.jpg)
![Die Perspektiven der Zukunft, 1979, Acryl auf Leinwand auf Hartfaser, 90/90 cm, Kunstsammlung Land NRW](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=409x10000:format=jpg/path/s77ce7ed5fb9c7c30/image/i0811dbc84d578755/version/1502581806/image.jpg)
Kempers Malerei resultiert immer aus einer genauen Objektbetrachtung. Die Vorbereitung der Bilder ist stets verbunden mit Recherchen vor Ort, mit Skizzen, Plänen und fotografischen Belegen. Trotzdem sind Kempers Bilder keine fotorealistischen Darstellungen. Im Prozess des Malens hat er die Dinge weiter abstrahiert und auf eine ganz eigene Art vereinfacht. Der Bildraum fixiert fast spielerisch den Standort des Betrachters vor dem Bild. So entsteht ein spannungsreicher Austausch zwischen der Position des Betrachters und der Perspektive im Bildraum. Licht und Schatten begleiten das gesamte Bildgeschehen und binden es in eine imaginiäre Zeit. Durch die Malerei als Medium und Kunstwerk wird die zeitgebundene Betrachtung zeitlos. Das Bild steht ganz für sich und seine eigene Wirklichkeit.
Der Kunsthistoriker Jürgen Zänker in einem Aufsatz über Kempers realistische Arbeiten: "Seine Bilder begnügen sich nicht mit der Schilderung und Deutung einer oder gar nur ihrer Welt, sondern sie ver- langen dringend nach Alternativen, provozieren Widerspruch, sie zielen auf Veränderung, sind selbst als Teilfunktion in einem Veränderungsprozeß zu begreifen."
|
|